Typografie
Es gehört wohl zu den üblichen Einstiegsarbeiten mit einer Hobby-CNC-Maschine ein paar Buchstaben aus Pappelsperrholz herzustellen. Sie lassen sich – hübsch bunt bemalt – mit doppelseitigem Klebeband an der Tür des Kinderzimmers anbringen. Bei der Auswahl der Schrifttypen sind Eigenheiten einer CNC-Maschine zu beachten:
- man sollte keine allzu filigranen Schriften und Verzierungen (Serifen) verwenden
- und gebrochene Schriften (Fraktur) sowie undeutliche Konturen (Grunge-Schriften) vermeiden
Möchte man nun aber statt einfach einzelnen Buchstaben ganze Schriftzüge gestalten, stellt das weitere typographische Ansprüche. Es gibt dafür verschieden Lösungswege:
Scripte
Man kann Schriftarten verwenden, die von sich aus alle Buchstaben verbinden. Es gibt ein paar recht hübsche und dazu noch kostenfreie Beispiele:
Vor dem Fräsen muss man die Schriften in Pfade konvertieren (siehe unten) und, da die Buchstaben aus einzelnen Elementen bestehen, zu einer Außenkontur zusammenfügen. Bequem geht das in Grafikprogrammen die boolsche Operationen unterstützen. Die Funktion wird in den unterschiedliche Programmen so bezeichnet:
- Inkscape:
Pfad > Vereinigung
- CorelDraw:
Object > Formen > Verschmelzen
- Illustrator:
Pathfinder > Formmodi > Vereinen
Buchstabenverbindungen erstellen
Zusammenhängende Schriftzüge lassen sich auch bei Schriften realisieren, die eigentlich keine Verbindungen aufweisen. Da man jeden Buchstaben verändern muss ist der Aufwand für die Umsetzung relativ groß und eignet sich somit eher für kurze Wörter. Wenn man dem Duktus der Schrift folgt kann ein harmonisches Schriftbild entstehen. Als Grundlage eignen sich insbesondere kursive Schriftschnitte.
Kollision
Bei fetten Schriften kann man Buchstaben einfach durch eine knappe Spationierung kollidieren lassen. Alternativ kann man den Schriftzug auch in zwei Zeilen setzen und so bei etwas lockerem Buchstabenabstand zu einen zusammenhängenden Gesamtbild kommen.
Zusätzliche Gestaltungselemente
Scripte
Desweiteren kann man einfach einen Balken unter oder auf die Grundlinie setzen. Etwas eleganter ist noch je nach Buchstabenkombination eine entsprechende Position zu finden.
Negativform
Natürlich kann man die Schrift auch einfach negativ ausschneiden. Besonders Schablonenschriften (Stencil) eignen sich für diese Umsetzung, die die Punzen (das Innere der Buchstaben) angebunden sind. Allerdings simulieren viele dieser Schriften auch gleich den Spühdoseneffekt und eignen sich deshalb nur leidlich. Aber auch andere Schriften lassen sich verwenden, wenn man bei den Anbindungen selbst einfügt und dem Schwung der Schrift folgt.
Gravur
Das Gravieren von Schriftzügen erlaubt die größte gestalterischen Freiheiten. Hier ergeben sich keine Schwierigkeiten mit Anbindungen und selbst sehr feine Elemente lassen sich mit der Sonderform des V-Carve erzeugen.
Interessante Ergebnisse erhält man bei mehrschichtigen Materialien, wenn man die Gravurtiefe mit den Schichten korrespondieren lässt.
In diesem Beispiel wurde Aludibond genau so tief graviert, dass die untere Aluminiumschicht zum Vorschein kommt.
Gravur mit Linienschriften
Eigentlich ein Klassiker einer Gravur-Schrift sind Linienschriften (gelegentlich als DXF-Fonts oder Stickfont bezeichnet). Häufig haben CAD- oder CAM-Systeme derartige Schriften direkt integriert. Möchte man derartige Schriften außerhalb eines CAM-Programms erwerben ist das unter Umständen ziemlich teuer. Unter dem nachstehenden Link bekommt man 9 verschiedene Schriften zum freien Download.
Sollten bestimmte Zeichen nicht zur Verfügung stehen oder das Aussehen nicht dem ästhetischen Empfinden entsprechen kann man sich an extrem feine Schriften (Thin/Light) halten.
Folgende besonders feine Schriften sind kostenlos zu bekommen:
Negativ-Gravur
Außerdem ist eine Negativ-Gravur denkbar. Dabei bleibt die eigentliche Schrift erhaben um das Umfeld wird flächig entfernt. Bei umfangreichen Texten sollte man sich Gedanken über ein 2-stufiges Vorgehen mit unterschiedlichen Fräserdurchmessern machen. Im folgenden Beispiel wurde komplett mit einem 1mm-Fräser gearbeitet.
3D-Schriften
Fertigt man Schriftzüge aus dickerem Material, z.B. 10 mm lassen sich die Buchstaben ohne Hilfsmittel aufstellen. Dabei gilt es zu bedenken, dass Unterlängen der Grundidee einen Strich durch die Rechnung machen. Notfall muss man eben auf Versalien ausweichen.
Tutorials
MaglO2 und Worldhusky haben Anleitungen verfasst, wie man Texte so in Grafiken wandelt, dass man Sie im CAM verarbeiten kann:
- https://www.stepcraft-systems.com/forum/tutorials-und-howto-s/313-gravieren-und-fraesen-von-text-mit-inkscape
- https://www.stepcraft-systems.com/forum/tutorials-und-howto-s/318-gravieren-und-fraesen-von-text-mit-qcad
Bei anderen Programmen kann man einfach mal in der Dokumentation nach dem Suchbegriff 'Text in Pfade/Text in Zeichenwege' suchen. Illustrator bietet eine Möglichkeit Text bei der Ausgabe als DXF automatisch zu wandeln. Bei nicht überlappenden Buchstaben ist das recht praktisch.